Pressemitteilung zum Mittleren Ring Leipzig
Nach einem halben Jahr Ruhe um das Problem Mittlerer Ring wird dies nun wieder thematisiert. Diesmal sollen es die Handwerksfirmen und Mitglieder der IHK sein, die das Wohl und Wehe sämtlicher Geschäftsbetriebe von der 200 Mio. € teuren Zerstörung der Parkanlagen und Wohngebiete entlang der jetzigen Bahntrasse abhängig machen.
Nahezu zynisch wird dabei der Begriff „Bahnvariante“ benutzt, die ja „nur“ entlang des Güterringes führt. Verschwiegen wird, dass diese Trassenführung ganze Straßenzüge und Wohnviertel (Güntzstraße, nördl. Schönbachstraße, Hofer Straße, Herrnhuter Straße, östl. Theodor-Neubauer-Straße, Karl-Härting-Straße, Rüdigerstraße, Zweenfurther Straße, historischer Dorfkern Stünz, etc.) ihres Wohnwertes berauben würde.
Unabhängig davon, dass in den Artikeln kein Handwerker zu Wort kommt, der durch die jetzige Situation Nachteile erleidet, ist evident, dass die 200 Mio. € dann bei den Investitionen für Schulen, Kitas, Straßen, Brücken etc., also dem eigentlichen Kerngeschäft der meisten Handwerker, fehlen.
In der von der IHK in Auftrag gegebenen Studie wird dargestellt, dass bei einem Wachstum der Leipziger Bevölkerung um ca. 20 % (von 560 T auf 700 T) bis 2030 der LKW-Verkehr um 30 % zunehmen soll. Sämtliche belastbaren Erkenntnisse der Verkehrsforschung gehen bei einem Anstieg der Bevölkerungszahlen von einem degressiven Wachstum des Straßenverkehrs aus. Warum in Leipzig die Entwicklungskurve exponentiell verlaufen soll, ist nicht erkennbar. Oder geht die Studie davon aus, dass durch den Neubau der Transitverkehr durch die Stadt zunimmt, um ein paar Mautkilometer zu sparen? Das kann doch niemand wollen!
Inzwischen sprechen viele Fakten und Indikatoren dafür, dass die Wachstumszahlen viel zu hoch gegriffen sind. Zudem sind die Wachstumsprognosen ebenfalls Bestandteil wissenschaftlicher Studien (Univ.-Prof. Dr. – Ing. Gerlach, 2012), die Leipzig ein überdurchschnittlich leistungsfähiges und zukunftsfähiges Verkehrsnetz bescheinigen. Diese Forschungsergebnisse werden durch die öffentliche Wahrnehmung gestützt, da nicht nur der Promenadenring jederzeit staufrei passierbar ist, sondern auch die anderen Nord-Süd Trassen.
Doch selbst wenn die Wachstumsprognosen stimmen, lässt sich am Wachstum der letzten 6 Jahre (von 470 T auf 560 T also auch ca. 20 %) feststellen, dass kein signifikanter Zuwachs des PKW- und LKW-Verkehrs im Stadtgebiet stattgefunden hat. Warum will man da nun Straßen bauen, um eine Nord-Süd Querung als Transit-Strecke durch die Stadt attraktiv zu machen? Gerade die von den Befürwortern des Ringes als Kral eines gelungenen Ringsystems empor gehobenen Städte München, Stuttgart, Hannover, Darmstadt, etc. ersticken im Stau und Verkehr.
Es gibt Grenzen des Wachstums. Das haben vor über 50 Jahren die Wissenschaftler des „Club of Rome“ festgestellt. Auch in Leipzig sind die Flächen für Wohnraum- und Parkraum endlich. Darum scheint eine Lösung für die Ausweisung neuer Wohngebiete undenkbar. Es sei denn, man holzt alle Grünflächen kurz und klein, opfert die für das Stadtklima notwendigen Frischluft- und Kaltluftentstehungsgebiete und –Schneisen und vertreibt die An- und Einwohner, die Wert darauf legen!
Für den Vorstand Bürgerverein Sellerhausen-Stünz
Axel Kalteich
Martin Handke
Michael Scharlott